Ausdauer und eine Leidenschaft fürs Lernen

Weiterbildung und Umschulung
01.09.2021
„Die Menschen zu unterrichten, die es am meisten brauchen, ist eine der grössten Errungenschaften in meinem Leben. Endlich mache ich die Arbeit, die mir am Herzen liegt." Dies sind die Worte von Nevardo Hernandez Babativa, Ausbilder des Nationalen Ausbildungsdienstes (SENA), der für seinen Einsatz und sein Engagement als Lehrer für Bauarbeiter im informellen Sektor bekannt ist.
Nevardo Hernandez Babativa

Ursprünglich stammt er aus der Provinz Cundinamarca und kam in jungen Jahren in die Stadt Bogotá. Er wuchs in einer Zeit auf, in der Bildung nur wenigen Privilegierten vorbehalten war und der Unterhalt einer Familie ein täglicher Kampf war. Mit viel Mühe und einem starken Wissensdrang, gelang es ihm, einen Platz am SENA zu bekommen, um Bauwesen zu studieren. Später erwarb er einen Berufsabschluss als Verwalter und Bauingenieur mit Auszeichnung für seinen Einsatz und sein Engagement. 

„Es war eine wunderbare Erfahrung, mit 45 Jahren den Abschluss zu machen und bereits Grossvater zu sein. Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen", sagte Nevardo lachend. 

Er begann sein Berufsleben als Leistungsbeurteiler für Lehrkräfte und Bauarbeitende. Dank seiner Leistungen erhielt er 2009 das Angebot, SENA-Ausbilder im Baubereich zu werden.  

In Zusammenarbeit mit Methodikern, SENA-Lehrkräften und technischen Experten entwickelte Swisscontact 2012 im Rahmen des Construya-Projekts Standards und Lehrpläne für die Arbeitseignung. Daraus entstand ein Ausbildungsprozess für Bauleute zu Fragen der Schadenanfälligkeit und Bewohnbarkeit. Als Nevardo von dieser Initiative erfuhr, war er sehr begeistert und bot seine Unterstützung an.  

„Einige Arbeitende haben jahrelang Fehler beim Bau gemacht, das war eine Gelegenheit, ihnen aufzuzeigen, wie man es besser machen kann", sagt Nevardo.

“Um die Dinge anders zu machen, wurde allen beteiligten Ausbildenden die Akupunktur-Trainingsmethode, wie sie von Swisscontact genannt wurde, beigebracht: Dabei können die Lehrkräfte durch Simulationen schlechte Praktiken im Baugewerbe gegenüber guten Praktiken beobachtenMit didaktischem Material und Lernen in der Praxis kann es auf einfache Weise vermittelt werden.„
Nevardo Hernandez Babativa, Ausbilder am Nationalen Lerndienst (SENA)
Nevardo unterrichtet eine Klasse

Nevardo führte auch Ausbildungen zu BauarbeiterInnen in indigenen Gemeinden in einem Randbezirk von Usme, südöstlich von Bogotá, durch. Er freut sich, dass sich die Teilnehmenden so sehr mit der Learning-by-doing-Methode identifizierten, dass sie ihr Studium fortsetzten und einen Abschluss in Bautechnik am SENA machen konnten. Mit gebrochener Stimme sagte Nevardo:

So baut man ein Land auf; indem man das Leben von benachteiligten Menschen mit einfachen Dingen verändert, indem man einfach das tut, was einem am Herzen liegt. Für mich ist es das Unterrichten."

Eine neue Herausforderung in Nevardos Berufsleben besteht darin, Teil des Ausbilderteams zu sein, das Trainer vom SENA und dem Nationalen Institut für Ausbilder unterrichtet. Sie werden Schulungen zu Themen wie Erdbebensicherheit und sicheres Bauen in informellen Häusern durchführen. Dies wird sowohl in Präsenzunterricht als auch virtuell über die LMS-Plattform "Territory" erfolgen. Die digitale Plattform enthält die Kurse, die im Rahmen des Projekts Construya erstellt wurden. Das virtuelle Schulungsangebot für BauarbeiterInnen wurde als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird SENA in der Lage sein, die Nachfrage nach Schulungen zu diesen Themen zu decken.

Für Juan Gabriel Galeano, Berater des Nationalen Instituts für Ausbilder der SENA, „sind Ausbildende Profis, die nicht nur über technische Fähigkeiten verfügen, sondern auch gute Menschen, die ihre Berufung, durch das Lehren zu dienen, mit Leidenschaft ausüben. Auf diese Weise erhalten wir weitere gut qualifizierte Ausbildende, die für eine sichere Bauweise sensibilisiert sind und eine hervorragende Arbeit leisten können.”

Das Projekt Construya für sicheres, gesundes und nachhaltiges Bauen in Armenvierteln Kolumbiens wird von der Hilti Foundation und weiteren Gebern finanziert und von Swisscontact umgesetzt. Als Teil des Entwicklungsprogramms von Swisscontact wird es von der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA) mitfinanziert.