Künstliche Intelligenz im Globalen Süden: Inklusion ist der Schlüssel

Schweiz
07.11.2024
Wie können Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) zur Armutsbekämpfung beitragen? - Dieser Frage ging Swisscontact an einer Veranstaltung für Kundinnen, Partner und Interessierte nach. Rund 150 Gäste verfolgten die Referate sowie die engagierte Podiumsdiskussion, die am Sitz von Google Schweiz in Zürich stattfand.

Thomas D. Meyer, Stiftungsratspräsident von Swisscontact, eröffnete den Anlass und stellte den Teilnehmenden die Organisation vor. Er wies auf die Kernkompetenzen von Swisscontact – Unternehmensförderung und Kompetenzentwicklung – hin und betonte die Bedeutung von Digitalisierung und KI in der Entwicklungszusammenarbeit.

Im Anschluss begrüsste Sandra Emme von Google Schweiz, in deren Räumlichkeiten der Anlass durchgeführt wurde, die Teilnehmende und wies darauf hin, dass es heute nicht um Google gehe, sondern um KI.

Thomas D. Meyer, Präsident Swisscontact, begrüsst das Publikum.
“Künstliche Intelligenz darf nicht für, sondern muss mit den Menschen entwickelt werden. Wenn wir wollen, dass diese Technologie wirklich der Menschheit dient, müssen wir das Gemeinwohl über den Profit stellen.„
Kasia Odrozek, Direktorin Insights team bei Mozilla Foundation

Wie Digitalisierung den Menschen konkret hilft

Wie Digitalisierung und KI den Menschen konkret helfen, erläuterte Prashant Rana, Regionaldirektor Asien von Swisscontact. Er präsentierte ein Projekt aus Bangladesch, das sich für eine nachhaltige Landwirtschaft starkmacht. Eines der gemeinsam mit der Privatwirtschaft entwickelten Instrumente ist die weltweit erste Vieh-Kranken- und Lebensversicherung, dank der den Landwirtinnen und Landwirten die Kosten für die Behandlung von erkrankten versicherten Rindern zurückerstattet werden. Dieses Krankenversicherungsprodukt nutzt modernste Technologie des maschinellen Lernens zur Identifizierung der versicherten Rinder mittels Abdruck ihrer Nüstern. Wie jeder Mensch einen einzigartigen Fingerabdruck habe, besitze jedes Rind einzigartige Nüstern, erläutert Rana.

Lokaler Kontext und Inklusion sind entscheidend

Auf dem Podium diskutierten anschliessend Kasia Odrozek, Director Insights bei der Mozilla Foundaton, Stefano Merante, Manager Catalyst-Initiative im ITCILO sowie Dr. George Boateng, Dozent an der ETH Zürich und Unternehmer, sowie Alessia Evi, Advisor Digitalization in Skills Development, über die Herausforderungen von KI im Globalen Süden.

George Boateng erläuterte, warum KI und Digitalisierung unbedingt an den lokalen Kontext angepasst werden müssen. Anhand seines Unternehmens Kwame AI Inc, eines KI-Start-ups, das eine App entwickelt hat, die Forschenden und Lernenden als Wissensassistent dient, erläuterte er, wie seine App dazu trainiert wurde, verschiedene Sprachen und Akzente zu erkennen.

Dr. George Boateng erläutert die Vorteile einer Lernapp, die unterschiedliche Sprachen und Dialekte erkennen kann.
“Die Lernenden sollen der KI-App Fragen in ihrer Landessprache stellen können und Antworten im lokalen Kontext erhalten, unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen.„
Dr. George Boateng, KI-Spezialist ETH Zürich, CEO und Mitgründer von Kwame AI Inc

Er bezweifelte, dass KI die Produktivität steigert. Die Menschen würden vielleicht effizienter, aber nicht notwendigerweise effektiver, sagte Stefano Merante, Leiter der Catalyst-Initiative im International Training Centre der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Was ist, wenn KI die Lebensqualität nicht verbessert? Diese Frage müsse auch im Zusammenhang mit Arbeitnehmerrechten beantwortet werden.

Stefano Merante ist überzeugt, dass es mehr Daten aus dem globalen Süden braucht.
“Wir müssen an Regierungsführung, Ethik und sozialem Dialog rund um KI arbeiten. Es braucht mehr Daten aus dem globalen Süden – inklusive Daten sind für eine faire KI von entscheidender Bedeutung!„
Stefano Merante, Catalyst-Initiative ITCILO

Kaisa Odozek betonte, dass das öffentliche Interesse an erster Stelle stehen müsse. Die Daten für KI sollten der Gesellschaft dienen und wichtige Themen unserer Zeit behandeln, wie zum Beispiel den Klimawandel.

Kasia Odrozek, Director Insights bei Mozilla Foundation
Alessia Evi von Swiscontact betonte, wie wichtig der Dialog bezüglich KI ist.
“Die Auswirkungen der Digitalisierung, ob positiv oder negativ, sind nicht fix: Sie hängen von der Art, dem Zweck, dem Design der Technologie sowie den getroffenen Schutzmassnahmen ab. Daher sind ein Dialog zwischen mehreren Interessengruppen und ein auf den Menschen ausgerichteter Ansatz für die Digitalisierung unerlässlich, um positive Ergebnisse zu erzielen.„
Alessia Evi, Advisor Digitalisation in Skills Development