Abdalla ist ein sogenannter Community-Based Trainer (CBT), also ein Ausbilder, der Leute in seiner Gemeinde schult. Er ist einer der 15 Teilnehmenden, die an einem 6-wöchigen Online-Schulungsprogramm zur Entwicklung von Mentoring-Fähigkeiten teilnahmen. Damit sollen die Trainer und Projektassistentinnen die Begünstigten des Skills for Life-Projekts, die von Lerngruppen zum Unternehmertum übergegangen sind, besser begleiten können.
Eine Studie der Weltbankgruppe und des UNHCR zum Thema 'Verständnis der sozioökonomischen Bedingungen von Flüchtlingen im Kakuma-Lager, Kenia' aus dem Jahr 2020 ergab, dass die Covid-19-Pandemie nicht nur Herausforderungen im Gesundheitssystem, sondern auch im Bildungssektor und in der Gesamtleistung von Unternehmen mit sich brachte. Aufgrund des landesweiten Lockdowns und der Beschränkungen für die Ein- und Ausreise in und aus dem Flüchtlingslager Kakuma fand aufgrund der geringen Internetverbreitung und der fehlenden Zugänglichkeit zu technologiegestütztem Lernen fast kein Lernen statt. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass die Beschäftigungsquote der Flüchtlinge im Lager auf einen alarmierend niedrigen Wert von 6 % fiel, während die nationale Beschäftigungsquote auf 51 % sank. Von den Flüchtlingen, die selbständig tätig waren, verzeichneten 92 % einen Rückgang der Geschäftseinnahmen.
Das Projekt Skills for Life erkannte die Lücke und stellte fest, dass die Begünstigten Unterstützung brauchten, um sich an die "neue Normalität" anzupassen. Es ging eine Partnerschaft mit Mowgli Mentoring ein, um VertreterInnen auszubilden, die diese Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen, die ums Überleben kämpften, anleiten sollten. Das Projekt Skills for Life ermöglicht Jugendlichen eine kostengünstige, marktorientierte Ausbildung, um ihr Einkommen zu erhöhen. Das Mentoring spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der langfristigen Nachhaltigkeit des Projekts. Denn erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer können ihr Potenzial mithilfe der neu erworbenen Fähigkeiten entfalten und werden somit weniger abhängig von humanitärer Hilfe.
Zu den 15 ausgewählten Vertretern, die an der Schulung teilnahmen, gehörten 7 Flüchtlinge, 3 kenianische CBTs und 5 Projektmitarbeitende. Ein Drittel der Gruppe bestand dabei aus Frauen.
„Als ich von Swisscontact über das virtuelle Training erfuhr, wollte ich unbedingt daran teilnehmen und mir neue Fähigkeiten aneignen. Ich freute mich, dass meine Bewerbung erfolgreich war, und versprach mir, diese seltene Gelegenheit zu nutzen. Anfänglich fand ich es anstrengend, den Sitzungen virtuell zu folgen, da die Internetverbindung schlecht war und ich mit der Zoom-Plattform nicht vertraut war. Swisscontact und Mowgli Mentoring unterstützten uns bei der Anpassung an die Technologie, und innerhalb kürzester Zeit lernte ich, wie ich die Projektbegünstigten unterstützen und ihnen helfen kann, fundierte Entscheidungen zu treffen, um starke und erfolgreiche Unternehmen aufzubauen“, erklärt Abdalla.
Die Schulung war sehr spannend und interaktiv. Um die Zeit optimal zu nutzen, gab es mindestens einmal pro Woche einen virtuellen Live-Gruppenaustausch und die Teilnehmenden wendeten mindestens eine Stunde pro Woche für individuelle Vorbereitungsarbeiten auf. Das Training war so angelegt, dass die Teilnehmenden Zeit hatten, mit dem Mentoring in ihrem realen Umfeld zu beginnen, sich über mögliche Herausforderungen auszutauschen und sich von den anderen Gruppenmitgliedern und dem Team von Mowgli Mentoring beraten zu lassen.
„Es ist wichtig, mittels Brainstorming Ideen zu sammeln und mögliche Lösungen für ihre Herausforderungen zu diskutieren, aber nicht die endgültige Entscheidung für sie zu treffen. Sie müssen die Verantwortung für ihre Geschäftsentscheidungen selber übernehmen und sich der Konsequenzen ihrer Entscheidungen bewusst sein. Ich helfe ihnen, klare Ziele zu setzen, ihren Zweck zu definieren, das Umfeld, in dem sie arbeiten, zu verstehen und über die Möglichkeiten der Zukunft nachzudenken. Der Aufbau einer guten Beziehung und klare Kommunikation sind dabei ebenfalls sehr wichtig“, räumt Abdalla ein.
Die 15 geschulten Teilnehmenden erhielten nach dem Training weitere sechs Monate Unterstützung durch das Mowgli-Mentoring-Team. „Das war sehr wichtig. Wir fühlten uns in diesem Prozess nicht allein, denn wir konnten die Instrumente und Ansätze, die wir vor Ort zur Unterstützung dieser UnternehmerInnen einsetzten, testen, Feedback geben und über bewährte Vorgehensweisen informieren.“ Bislang hat Abdalla etwa 30 Menschen in verschiedenen Berufen betreut wie Elektroinstallation, Schweissen, Friseurhandwerk, Kosmetik und Motorradreparatur.
„Ich habe schon immer leidenschaftlich gern mit Menschen gearbeitet. Daraus schöpfe ich meinen Antrieb, morgens aufzustehen und meine Pflichten als Community-Based Trainer zu erfüllen. Ich hoffe, dass ich durch meine erworbenen Fähigkeiten viele weitere Begünstigte auf ihrem Weg ins Geschäftsleben unterstützen und meiner Gemeinschaft so etwas Wertvolles hinterlassen kann,” sagt Abdalla zum Schluss.