Marokko ist ein uraltes Heilpflanzen- und Gewürzland. Der Anbau von Heilpflanzen und Kräutern ist hier traditionell Frauensache. Heutzutage wird der Anbau und die Verarbeitung der Pflanzen hauptsächlich von Frauenkooperativen übernommen. Sie befinden sich in der Nähe von Dörfern, um den Frauen in der Nähe ihres Wohnortes Verdienstmöglichkeiten zu verschaffen.
Wir folgen Zhour Hssikou zusammen mit den Frauen der Kooperative entlang der Obstplantagen in ihre kleinen Parzellen, den Kräutergärten. Zhour ist die Präsidentin der Frauenkooperative im Dorf Aned, auf über 1600 Metern über Meer im Atlasgebirge.
Angebaut werden Thymian, Rosmarin, Majoran, Salbei, Lavendel, Artemisia, Lorbeer, Schafgarbe, Wachholderbeeren und viele mehr. Die Frauenkooperative, die 2010 gegründet wurde besteht aus 73 Mitgliedern. Gemeinsam arbeiten sie am Anbau, der Verarbeitung und dem Verkauf von Aroma- und Heilpflanzen.
Ein ausgeklügeltes Kanalsystem leitet das Wasser in die einzelnen Parzellen. «Schon meine Grossmutter war eine kräuterheilkundige Frau und legte den Grundstein für das grosse praktische Wissen des Dorfes um die Heilkraft der Pflanzen.» erklärt Zhour.
Die Pflanzen werden im Frühjahr und Sommer nach der morgendlichen Ernte im grossen Raum der Kooperative sortiert und für den Trocknungs- und Destillierprozess vorbereitet. Stolz zeigt Rokaya, wie die Kräuter sortiert werden und schiebt sie sorgfältig in den Trocknungsofen.
Verkauft werden die Destillate, Tinkturen, Öle und getrockneten Pflanzen vor allem auf lokalen Märkten. Gezogen und getopft werden die Samen und Setzlinge im eigenen kleinen Gewächshaus und anschliessend an die Frauen verteilt.
Swisscontact begleitet die Frauenkooperative im Rahmen des Projekts ASAP-M in Partnerschaft mit SOMAPAM, die Marokkanische Gesellschaft der Gewürz- und Arzneimittelpflanzen. In Kursen lernen die Frauen wie man die Pflanzen vermehrt, wie man die Pflanze vom Gewächshaus auf das Feld aussetzt, wie man biologische, nicht-chemische Behandlungen anwendet und wie man die Regeneration der Erde durchführt.
Die Frauenkooperative arbeitet mit Frauen, die bereits eine eigene Familie haben, mit dem Ziel, dass diese Frauen sich auf sozialem, kulturellem und politischem Gebiet ausdrücken können. Denn nur dann können sie ihre gesellschaftliche Rolle überwinden. Dieser Prozess verläuft langsam, Schritt für Schritt.
«Unsere Aufgabe ist es hier, den Frauen zu zeigen, dass sie doch was können und ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln.» erklärt Zhour.
«Gemeinsam arbeiten wir daran, die Produktionsbedingungen und -qualität zu verbessern und feste Abnahmeverträge zwischen der Frauenkooperative und den lokalen Abnehmern abzuschliessen.
Für eine gestärkte Verhandlungsposition und einen verbesserten Markt- und Kreditzugang werden Vertreterinnen der Kooperativen in Entrepreneurship-Schulungen ausgebildet. Die Schulungen beinhalten Informationen zu Vertragsgestaltung und Verhandlungstechniken, Business- und Jahresplänen sowie Finanzverhandlungen und Kreditmanagement. «Die Frauen werden so zu Multiplikatorinnen, die ihr erworbenes Wissen an die Mitglieder ihrer Kooperative weitergeben und dadurch die nachhaltige Wirkung sicherstellen. Die Zusammenarbeit in Kooperativen stärkt die Frauen und erleichtert den Austausch mit staatlichen Akteuren.» erläutert die Präsidentin Zhour.
«Ich bin die einzige, die hier studiert hat, deshalb wurde ich gewählt, um diese Genossenschaft zu leiten, die sich auf medizinische und aromatische Kräuter spezialisiert hat. Wir haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl und helfen einander», so Zhour.
«Unsere Genossenschaft leidet unter mehreren Schwierigkeiten, weil die meisten Frauen Analphabeten sind. Wir haben ernsthafte Marketingprobleme, keine ausgestatteten Räumlichkeiten, um unsere Produkte auszustellen und zu verkaufen. Die niedrigen Preise drücken auf den Ertrag. Mein Ziel ist, unser Projekt erfolgreich weiter zu entwickeln, nicht mehr isoliert sein, indem wir unsere Integration und unseren Beitrag zur Entwicklung sicherstellen und ein stabiles Einkommen erzielen.»
Le projet ASAP-M est financé par la Direction du développement et de la coopération (DDC) et mis en œuvre par Swisscontact.