Der Libanon benötigt für eine nachhaltige Wirtschaft Lösungen, die an die komplexe Struktur des Landes angepasst sind. Trotz der vielen politischen und wirtschaftlichen Krisen verfügt das Land über ein grosses ungenutztes Potenzial.
Eine Untersuchung des libanesischen Markts ergab, dass Kleinst- und Kleinunternehmen 80 Prozent der lokalen Wirtschaft ausmachen. Der Bausektor, der geprägt ist von Kleinst- und Kleinunternehmen und gleichzeitig ein wichtiger Arbeitgeber ist, wurde durch die Wirtschaftskrise, fehlende Finanzmittel und die Covid-19-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen. Um diesen Sektor wiederzubeleben und seine Effizienz zu steigern, förderte Swisscontact die Entwicklung einer praktischen Lösung, die Dienstleister mit ihrer jeweiligen Kundschaft – von Haushalten bis hin zu privaten Unternehmen – verbindet.
Das naaam-Zentrum evaluiert die sektorale Marktdynamik, z. B. die wirtschaftlichen Bedingungen, den technologischen Fortschritt, Wettbewerber, Marktsegmentierung und Kundenverhalten, um die Herausforderungen zu identifizieren, mit denen Kleinst- und Kleinunternehmen konfrontiert sind, und um langfristige Lösungen vorzuschlagen, die diesen Unternehmen helfen, Einnahmen zu erzielen und Arbeitsplätze zu schaffen.
In der Baubranche werden die meisten Dienstleistungen von Subunternehmern erbracht. Das Zentrum hat die Online-Plattform naaam.org als digitales Werkzeug entwickelt, um Dienstleister wie Sanitärfachleute, Elektrikerinnen, Schreiner usw. über ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit Kundinnen und Kunden zu verbinden. Die Online-Plattform bietet diesen Unternehmen Technologie und verschiedene Schulungen, z. B. in den Bereichen Finanzwissen, digitale Kompetenz und Buchhaltung, und ermöglicht ihnen, ihre Effizienz zu steigern und mehr Einkommen zu erzielen, um so Krisen und Inflation besser zu bewältigen. Gleichzeitig werden schädliche Untervergabepraktiken vermieden.
Um die Probleme des Agrarsektors anzugehen, hat das Zentrum die Mobile-App Izraa entwickelt, die Landwirte und Produzentinnen im Libanon direkt mit den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern verbindet. Die Anwendung ermöglicht es ihnen, bestehende Vertriebskanäle zu umgehen und neue Märkte zu erschliessen.
Bis Ende 2022 haben sich 219 Kleinst- und Kleinunternehmen bei der Online-Plattform naaam.org und 257 Bäuerinnen und Bauern bei der App Izraa angemeldet.
Der Libanon unterscheidet sich von anderen Ländern durch den Mangel an staatlicher Unterstützung. Dies erschwert die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen. Swisscontact konzentriert sich deshalb auf die Lokalisierung und nicht auf die Zusammenarbeit mit der Regierung. Dies beinhaltet die Stärkung der Kapazitäten unserer Partnerorganisationen, um die Eigenverantwortung und die Nachhaltigkeit dieser Lösungen sicherzustellen. Swisscontact unterstützt nationale Partner in verschiedenen Sektoren, um den libanesischen Arbeitsmarkt durch nachhaltige Lösungen für den Zugang zu neuen Märkten zu beleben. So zum Beispiel DROPS und die libanesische Nichtregierungsorganisation The Nawaya Network, die das naaam Business Solutions Centre entwickelt haben.
Swisscontact setzt diese Aktivitäten im Rahmen des Tafawoq-Projekts um, welches von der Leopold Bachmann Stiftung und weiteren Gebern finanziert ist. Das Projekt ist Teil des Swisscontact-Entwicklungsprogramms, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), kofinanziert wird.