Kenia: Berufslehre am Start

Berufliche Erstausbildung
20.09.2022
Der Bausektor ist einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumszweige Kenias. Die kenianischen Bauunternehmen können dieses Potenzial jedoch bisher nicht ausschöpfen, da es an ausgebildeten Fachleuten fehlt, speziell in den Bereichen Sanitär- und Elektrotechnik. Einer der Gründe dafür ist das mangelhafte duale Berufsbildungssystem, dessen Ausbildungsangebote nicht mit den Bedürfnissen der Industrie übereinstimmen. Als Antwort auf diese Herausforderungen hat Swisscontact gemeinsam mit der Hilti Foundation ein Ausbildungsprogramm entwickelt. 

Durch öffentlich-private Partnerschaften mit kenianischen und ausgewählten multinationalen Unternehmen entsteht zurzeit ein Ausbildungsangebot für Sanitär- und Elektroinstallateurinnen und -installateure. Dieses eröffnet jungen kenianischen Schulabgängerinnen oder auch bereits angestellten Arbeitnehmern den Zugang zu sicheren Arbeitsstellen und einem Einkommen; gleichzeitig profitieren die Arbeitgeber von besser qualifizierten Mitarbeitenden.

Lehrpläne, Schulungsmaterial, Stundenpläne: Ready to go

In dieser ersten Phase des Projekts standen verschiedene Vorbereitungsmassnahmen im Fokus: So wurden zum Beispiel die Ausbildungsprogramme und das Schulungsmaterial für die angehenden Lernenden sowie die Stundenpläne in enger Absprache zwischen Schweizer Experten und kenianischen Ausbildungsinstituten entworfen.

Diese Erfahrungen haben mich vom Schweizer System des Lernens mittels einer Lehre überzeugt. Es ist der richtige Weg, um die eigene Karriere und das Arbeitsleben anzugehen.
Dennis Moseti, Ausbildner für Elektrotechnik

Zentral für den Erfolg des Projekts sind geeignete Lehrmittel, die die Ausbildner und Mentoren  – die fachlichen Vorgesetzten in den Unternehmen – benötigen, um ihre Lektionen über die zweijährige Ausbildung hinweg vorzubereiten. 

Die Industrie braucht viele Fachleute, die es im Moment in Kenia nicht gibt. Daher ist das Schweizer System der dualen Berufsbildung die perfekte Lösung: Es bietet eine praxisorientierte Ausbildung. Ich habe viele neue Techniken und Methoden gelernt, die in der Schweizer Ausbildung eingesetzt werden.
Timothy Verah, Ausbildner für Sanitärtechnik

Interaktive Trainings für Mentoren und Ausbildner

Im Juli und August dieses Jahres fanden in Nairobi erste Schulungen für die zukünftigen Ausbildner und Mentoren statt. Dazu reisten auch Schweizer Experten nach Kenia, um ihr theoretisches und praktisches Wissen zu teilen. Insgesamt zwölf Ausbildner sowie 22 Unternehmensvertreter nahmen an den Trainings teil.  

Zwei zentrale Aspekte im Unterricht waren für die Ausbildner neu: Einerseits sind sie nicht gewohnt, einen Unterricht zu gestalten, der die Lernenden ins Zentrum rückt, und anderseits fehlt generell der Bezug der Lerninhalte zur Arbeitswelt – der Baustellenrealität. Unser Ziel war deshalb, mit konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie sie den Berufsbildungsunterricht so gestalten können, dass er realitätsnah und auf die Lernenden ausgerichtet ist.
Sam Derrer, Berufsbildungsexperte aus der Schweiz  

Die Schulungen umfassten Themen wie Rollenverständnis der Ausbildner, Lehrplangestaltung und Überprüfung des Lernfortschritts. Die Teilnehmenden zeigten sich durchwegs beeindruckt von dem Programm und fühlten sich damit gut gerüstet für ihre zukünftige Aufgabe in Schule und Unternehmen.

Das Programm war interaktiv und beinhaltete viel Austausch mit den Experten. Ich habe sehr profitiert davon und verstehe nun den Ausbildungsprozess wesentlich besser.

Benjamin Muchina, Ausbildner für Elektrotechnik

Das Projekt, das von Swisscontact in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern umgesetzt wird, führt ein duales Ausbildungsmodell für die Baubranche in Kenia ein; im Fokus stehen in dieser ersten Phase die Bereiche Sanitär- und Elektrotechnik.

Ich wünschte, ich hätte die Schweizer Experten schon während meines Studiums kennengelernt. Wichtig sind die Inhalte und das Schliessen der Lücke, die zwischen dem Unternehmen und der Schule klafft – ich bin mir sicher, dass dieses Programm vieles verändern wird. Mir gefällt der Ansatz, die Lernenden in die Planung miteinzubeziehen, bevor eine Aufgabe in Angriff genommen wird.

Phelix Arron, Ausbildner für Elektrotechnik

Das Projekt wird finanziert von der Hilti Foundation. Es ist Teil des Swisscontact-Entwicklungsprogramms, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA; dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten, EDA, zugehörig) kofinanziert wird.

2022 - 2025
Kenia
Berufliche Erstausbildung
Kenia: Junge Menschen entwickeln ihre beruflichen Fähigkeiten dank dualer Berufsbildung im Bereich Sanitär- und Elektrotechnik (PropelA)
Der Bausektor gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen in Kenia und wird in Zukunft voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen. Die kenianischen Bauunternehmen können die Chancen dieses Wachstums jedoch nicht in vollem Umfang nutzen, weil es an qualifizierten Arbeitskräften für Berufe wie Elektriker und Sanitärinstallateure mangelt. Der Privatsektor hat darauf hingewiesen, dass das derzeitige Ausbildungsangebot der Berufsschulen nicht auf die Bedürfnisse der Industrie abgestimmt ist. Diese Situation hat die Hilti Foundation und Swisscontact dazu veranlasst, ein arbeitgebergesteuertes duales Ausbildungsmodell für die Bauindustrie in Kenia mit dem Namen "PropelA" zu starten. Das Projekt wird von der Hilti Foundation finanziert, von internationalen Partnern wie der Geberit International AG unterstützt, und von Swisscontact umgesetzt. Das Projekt entwickelt qualifizierte Arbeitskräfte, die den Bedürfnissen der Industrie entsprechen, und konzentriert sich derzeit auf Sanitär- und Elektrotechnik.