Kenia: Junge Menschen entwickeln ihre beruflichen Fähigkeiten dank dualer Berufsbildung im Bereich Sanitär- und Elektrotechnik (PropelA)

Der Bausektor gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen in Kenia und wird in Zukunft voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen. Die kenianischen Bauunternehmen können die Chancen dieses Wachstums jedoch nicht in vollem Umfang nutzen, weil es an qualifizierten Arbeitskräften für Berufe wie Elektriker und Sanitärinstallateure mangelt. Der Privatsektor hat darauf hingewiesen, dass das derzeitige Ausbildungsangebot der Berufsschulen nicht auf die Bedürfnisse der Industrie abgestimmt ist. Diese Situation hat die Hilti Foundation und Swisscontact dazu veranlasst, ein arbeitgebergesteuertes duales Ausbildungsmodell für die Bauindustrie in Kenia mit dem Namen "PropelA" zu starten. Das Projekt wird von der Hilti Foundation finanziert, von internationalen Partnern wie der Geberit International AG unterstützt, und von Swisscontact umgesetzt. Das Projekt entwickelt qualifizierte Arbeitskräfte, die den Bedürfnissen der Industrie entsprechen, und konzentriert sich derzeit auf Sanitär- und Elektrotechnik.
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Nairobi County, Kenya
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Mombasa, Kenya
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Projektdauer
2022 - 2025

In Kenia treten jährlich rund eine Million junger Menschen ins Erwerbsleben ein und stehen vor der Herausforderung, einen Arbeitsplatz zu finden. Die Berufsbildung hat das Potenzial, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und ein nachhaltiges, innovatives Wirtschaftswachstum zu fördern. Das bestehende Berufsbildungssystem in Kenia arbeitet jedoch oft unabhängig von den Bedürfnissen des Privatsektors, was dazu führt, dass die Qualifikationen der Arbeitskräfte, insbesondere in schnell wachsenden Sektoren wie dem Bausektor, nicht aufeinander abgestimmt sind.

Das Projekt

Auf der Grundlage von Erkenntnissen und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Privatsektors gelang es dem PropelA-Projekt, ein funktionierendes Modell für die duale Berufsbildung zu entwickeln und zu erproben, bei dem Auszubildende in der Elektro- und Sanitärinstallation die für die Erfüllung der Industriestandards erforderlichen Fähigkeiten am Arbeitsplatz, im Klassenzimmer und in der praktischen Werkstatt erlernen.

Seit 2022 hat das Projekt Partnerschaften mit 35 Unternehmen im Grossraum Nairobi aufgebaut und über 200 Auszubildenden Zugang zur neuen dualen Ausbildung verschafft, die alle mit einem zweijährigen Ausbildungsvertrag offiziell eingestellt wurden. Dieses Vorzeigeprojekt ist ein zukunftsträchtiger Ansatz für die Entwicklung systemischer Berufsbildungssysteme, bei dem der Privatsektor eine führende Rolle spielt.

Das Projekt zielt auf junge Männer und Frauen über 18 Jahren ab, die die vierjährige Sekundarschule mit einer Mindestnote von D+ abgeschlossen haben und über einen einjährigen Handwerksabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation verfügen. Das Projekt orientiert sich an den Lehrplänen der dualen Ausbildung in der Schweiz, wurde jedoch lokalisiert, um für den kenianischen Kontext geeignet zu sein.

Die National Industrial Training Authority (NITA), die für die industrielle Ausbildung und Zertifizierung in Kenia zuständig ist, hat das Programm für die nationale Anerkennung, KNQF Level 5, akkreditiert.  

Das Projekt zielt darauf ab, die technischen Fähigkeiten und die praktische Erfahrung bei der Installation von Elektro- und Sanitärinstallationen zu verbessern. Das Projekt wird auch ihre Arbeitseinstellung in Bezug auf Sicherheitsstandards, Zeitmanagement und die effiziente und nachhaltige Nutzung von Materialien und Ressourcen ansprechen.

Projektpartner

  • Hilti Foundation
  • Hilti AG
  • Geberit International AG
  • Schneider Electric
  • Führende kenianische Sanitär- und Elektrikerfirmen
  • Kenianische Regierungsbehörden (NITA)
  • Kenianische Ausbildungszentrum - Don Bosco Boys Technical Training Institute - Karen
  • Schweizer im Bereich Sanitär- und Elektrotechnik von der Elektrofachschule St. Gallen, der Baugewerblichen Berufsschule Zürich und weiteren

Projektziele

Die Vision des Projekts ist, dass die junge Generation in Kenia mit beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen ausgestattet wird, die auf dem Baumarkt gefragt sind, so dass sie Arbeitsplätze finden, ein solides Einkommen erwirtschaften und langfristige Karrieren verfolgen können. Erreicht werden soll dies durch die Einrichtung eines von der Industrie geleiteten, staatlich anerkannten und zertifizierten Berufsbildungsprogramms für technisch anspruchsvolle Berufsprofile im kenianischen Bausektor. Diese duale Ausbildung ist eine kostengünstige Alternative, die vom privaten Sektor getragen wird, da sie in den Unternehmen verankert ist. Sie gewährleistet eine enge Verbindung zwischen den drei Ausbildungsorten: praktische Ausbildung in Unternehmen, praktische Kurse in Werkstätten und theoretischer Unterricht in Ausbildungszentren. Es ist eine Vision, bei der die notwendigen Mechanismen geschaffen werden, um eine nachhaltige Finanzierung durch die Marktakteure (Unternehmen, Regierung, Studierende) zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Bildungspläne den Anforderungen eines sich dynamisch entwickelnden Marktes entsprechen.

Systematische Änderung der Art und Weise, wie Unternehmen Personal einstellen und ausbilden: Ziel ist es, dass bis zum Ende der ersten Projektphase im Jahr 2025 die führenden Sanitär- und Elektroinstallationsunternehmen in Kenia das duale Berufsbildungsprogramm als wichtigstes Mittel zur Rekrutierung und Ausbildung der neuen jungen Arbeitskräfte eingeführt haben. Die Finanzierung wird hauptsächlich durch die Unternehmen sichergestellt, aber auch von der Regierung kofinanziert. Das Kompetenzniveau wird von der Industrie und den staatlichen Ausbildungs- und Akkreditierungsinstituten anerkannt. Sowohl die Unternehmen als auch die Ausbildungsanbieter haben Kompetenzen und Kapazitäten für die Ausbildung von Jugendlichen aufgebaut.

Umsetzungsphase 2022-2025 - geplante Interventionsbereiche:

Einführung und Umsetzung einer hochwertigen dualen Berufsbildung in Nairobi und Mombasa: Aufbau der Kapazitäten von Ausbildungsinstitutionen und privaten Unternehmen zur Umsetzung der dualen Ausbildung; Entwicklung von Lehrplänen, Lehrmaterialien, Weiterentwicklung von Ausbildern und Gestaltung von qualitativ hochstehenden Workshops

Die Anerkennung durch den öffentlichen Sektor wird sichergestellt und Einrichtung eines Kofinanzierungsmechanismus: Die Nationale Behörde für industrielle Ausbildung (NITA) genehmigt das Modell, die Unternehmen, die Schulen und die Lehrpläne; das Gesamtfinanzierungsmodell für die duale Lehrlingsausbildung wird fertiggestellt; die Privatunternehmen erhalten Zugang zum NITA-Abgabefonds, um die duale Ausbildung zu finanzieren.

Aufbau von Kapazitäten in Unternehmensnetzwerken: Unternehmensnetzwerke, die zusammenarbeiten möchten, um die Gesamtleistung und die Qualitätsstandards der Branche zu verbessern, werden befähigt.

Unterstützung der institutionellen Partner für die Ausweitung des dualen Ausbildungsmodells: Berufsschulen fördern die duale Ausbildung und werben neue Arbeitgeber im Rahmen ihrer Unternehmensentwicklungsstrategie an; Berufsschulen und Verbände sind in der Lage, den neuen Arbeitgebern, die das Modell der dualen Ausbildung übernehmen, die notwendige Unterstützung zu bieten.

Erwartete Resultate

  • 1 000 junge Menschen erwerben Fähigkeiten und Kompetenzen, um eine langfristige Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. Sie finden eine Beschäftigung und mindestens 300 von ihnen machen ihren Abschluss, während die anderen ausgebildet werden.
  • 70 führende kenianische Unternehmen nutzen das Berufsbildungsprogramm aktiv für die Einstellung, Schulung und Finanzierung der Ausbildung.
  • 200 betriebliche Ausbilder und Experten werden geschult, die die Jugendlichen begleiten und beurteilen können.
  • 50 Ausbildungsfachkräfte in Bildungsinstituten werden in der dualen Ausbildung geschult.

Finanzierungspartner

Das Projekt ist finanziert von der Hilti Foundation und Geberit International AG. Es ist Teil von Swisscontact’s Entwicklungsprogramm, welches von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA kofinanziert wird.

Aktuelles

Schweiz, Kenia, Bangladesch, Guatemala
Berufliche Erstausbildung, Weiterbildung und Umschulung, Arbeitsmarktintegration
12.06.2023
Gemeinsam mit der Privatwirtschaft die Berufsbildung fördern
Swisscontact präsentierte am 8. Juni 2023 an einer Veranstaltung in Zürich drei Berufsbildungsprojekte, die exemplarisch für die Bedeutung des Privatsektors in der Entwicklungszusammenarbeit stehen und aufzeigen, wie Unternehmen in Kenia, Bangladesch und Guatemala die Berufsbildung vorantreiben und damit Arbeitsplätze und eine bessere Zukunft für die Menschen schaffen. Die Veranstaltung stand unter dem Titel «Verschiebung der Macht - Wie der Privatsektor den Wandel in den staatlich gelenkten Bildungssystemen vorantreibt».
Kenia
Berufliche Erstausbildung
17.05.2023
Ein duales Ausbildungsmodell für Kenia
Gemeinsam mit der Hilti Foundation und in enger Zusammenarbeit mit führenden lokalen Unternehmen und Berufsschulen schafft Swisscontact in Kenia ein neues Ausbildungsangebot. Das Projekt, das im April 2022 an den Start ging, ist ein Vorzeigeprogramm für ein arbeitgebergesteuertes duales Ausbildungsmodell, sowohl für die Baubranche in Kenia als auch für andere Sektoren und weitere Schwellenländer.
Kenia
Berufliche Erstausbildung
20.09.2022
Kenia: Berufslehre am Start
Der Bausektor ist einer der wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumszweige Kenias. Die kenianischen Bauunternehmen können dieses Potenzial jedoch bisher nicht ausschöpfen, da es an ausgebildeten Fachleuten fehlt, speziell in den Bereichen Sanitär- und Elektrotechnik. Einer der Gründe dafür ist das mangelhafte duale Berufsbildungssystem, dessen Ausbildungsangebote nicht mit den Bedürfnissen der Industrie übereinstimmen. Als Antwort auf diese Herausforderungen hat Swisscontact gemeinsam mit der Hilti Foundation ein Ausbildungsprogramm entwickelt.