Im bolivianischen Altiplano sind die Niederschläge gering und die Böden von schlechter Qualität. Die Bäuerinnen und Bauern sind deshalb wenig konkurrenzfähig. Zudem werden die Pflanzenkulturen von Schädlingen und Krankheiten befallen, die Verluste von bis zu 35% verursachen. Dies wirkt sich wiederum auf das Einkommen der Bauernfamilien aus. Deshalb setzen die Landwirte oft giftige Chemikalien ein. Der unsachgemässe Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln führt zu Vergiftungen bei den Bauern und zur Anhäufung von chemischen Rückständen im Erntegut. Um dieses Problem anzugehen, hat Swisscontact zusammen mit Biotop, einem Partner aus der Privatwirtschaft, den Einsatz von Bio-Drohnen vorgeschlagen. Diese Drohnen sind ans Hochland angepasst und versprühen biologische Wirkstoffe.
Im Rahmen des Projekts Inklusive Märkte in Bolivien arbeitete Swisscontact mit Biotop LLC zusammen, um die Effizienz von Sprühdrohnen für den biologischen Anbau von Quinoa im südlichen Altiplano auszuwerten. Das Pilotprojekt berücksichtigte das Klima, die Höhenlage, die sozioökonomische Situation der Bauern und die verfügbaren landwirtschaftlichen Technologien. Aus der Sicht einer Kosten-Nutzen-Analyse im Quinoa-Anbau kostet der Einsatz einer Sprühdrohne 40 US-Dollar/ha im Vergleich zu 123 US-Dollar/ha, wenn derselbe Vorgang manuell mit einem Rucksack durchgeführt wird. Dies entspricht einer Einsparung von 65 %.
Der Einsatz von Technologien wie Drohnen bietet den Landwirtinnen viele Vorteile:
Nachdem das Landwirtschaftsministerium die Drohne in Aktion gesehen hatte, nahm es diese Technologie in seine Innovationsstrategie für einige seiner Projekte zur Förderung der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion auf. Die Nachfrage nach dieser Drohnentechnologie ist bei Bauernorganisationen und Exportunternehmen weiter gestiegen.
Bei der sogenannten Präzisionslandwirtschaft werden Technologien wie die Drohnen eingesetzt, die es den Landwirten ermöglichen, genauere Entscheidungen zu treffen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Kosten zu senken, die Rentabilität der Pflanzenkulturen zu verbessern und die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, indem landwirtschaftliche Betriebsmittel gezielt und bedarfsgerecht eingesetzt werden. Da die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Hochland nur 200 mm pro Jahr beträgt, versprühen die Drohnen die Wirkstoffe mit sehr wenig Wasser, was angesichts der Wasserknappheit in dieser Region sehr wichtig ist.
Aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen in Bolivien wandern viele Männer in die Städte ab. Dies hat zur Folge, dass Frauen und ältere Familienmitglieder, die zurückgeblieben sind, die Bewirtschaftung der Höfe übernehmen müssen. Diese Verlagerung hat dazu geführt, dass landwirtschaftliche Arbeitskräfte knapp und teurer geworden sind. Sie hat auch die Produktionskosten in die Höhe getrieben, insbesondere bei der Schädlingsbekämpfung und der Ernte von Quinoa. Diese Situation führt zu einer Reihe von Veränderungen in den Familien und in der Lebensweise der Menschen, da die Frauen mehr Zeit für die Landwirtschaft aufwenden müssen und weniger Zeit für familiäre Aufgaben und für ihre Rolle in der Gemeinschaft haben.
Ausserdem müssen die Bäuerinnen und Bauern aufgrund der Süsswasserknappheit Wasser über weite Strecken befördern. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Drohnen zur Schädlingsbekämpfung bis zu 80% des Wasserverbrauchs eingespart werden können. Diese Lösung mildert nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels, indem sie die Verfügbarkeit von Wasser erhöht, sondern verringert somit auch die Arbeitsbelastung von Frauen.
Das Projekt Inklusive Märkte zielt darauf ab, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, die in der Land- und Viehwirtschaft tätig sind, insbesondere von Frauen und jungen Leuten. Diese Familien, die im Hochgebirge und in den Zwischentälern Boliviens leben, sind besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und mit Ernährungsunsicherheit konfrontiert.
Die Einführung eines Sprühdienstes via Drohne ergab sich aus der Notwendigkeit, eine geeignete Lösung mit einem gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu finden, die den klimatischen und arbeitstechnischen Einschränkungen der Region Rechnung trägt und gleichzeitig für die Kleinbauern erschwinglich ist. In fragilen Kontexten wie diesen sind Innovationen gefragt, die die wirtschaftliche, soziale und ökologische Widerstandsfähigkeit von Frauen und Männern stärken, wie dieses Beispiel zeigt.
Das Projekt Inklusive Märkte wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der schwedischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Sida) finanziert und von Swisscontact in Bolivien umgesetzt.