Drohnen im bolivianischen Hochgebirge: eine technologische Lösung für Bauern und Umwelt

Nachhaltige Landwirtschaft
23.02.2023
Wegen der schlechten Bodenqualität, Pflanzenkrankheiten und Schädlingen greifen die Bauern im westlichen Hochland Boliviens zu chemischen Pflanzenschutzmitteln, die sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit von Produzenten und Verbrauchern schaden. Um dieses Problem anzugehen, hat Swisscontact zusammen mit einem Partnerunternehmen Drohnen eingeführt, die biologische Schädlingsbekämpfungsmittel versprühen.

Im bolivianischen Altiplano sind die Niederschläge gering und die Böden von schlechter Qualität. Die Bäuerinnen und Bauern sind deshalb wenig konkurrenzfähig. Zudem werden die Pflanzenkulturen von Schädlingen und Krankheiten befallen, die Verluste von bis zu 35% verursachen. Dies wirkt sich wiederum auf das Einkommen der Bauernfamilien aus. Deshalb setzen die Landwirte oft giftige Chemikalien ein. Der unsachgemässe Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln führt zu Vergiftungen bei den Bauern und zur Anhäufung von chemischen Rückständen im Erntegut. Um dieses Problem anzugehen, hat Swisscontact zusammen mit Biotop, einem Partner aus der Privatwirtschaft, den Einsatz von Bio-Drohnen vorgeschlagen. Diese Drohnen sind ans Hochland angepasst und versprühen biologische Wirkstoffe.

Geringere Kosten und eine gesündere Umwelt

Im Rahmen des Projekts Inklusive Märkte in Bolivien arbeitete Swisscontact mit Biotop LLC zusammen, um die Effizienz von Sprühdrohnen für den biologischen Anbau von Quinoa im südlichen Altiplano auszuwerten. Das Pilotprojekt berücksichtigte das Klima, die Höhenlage, die sozioökonomische Situation der Bauern und die verfügbaren landwirtschaftlichen Technologien. Aus der Sicht einer Kosten-Nutzen-Analyse im Quinoa-Anbau kostet der Einsatz einer Sprühdrohne 40 US-Dollar/ha im Vergleich zu 123 US-Dollar/ha, wenn derselbe Vorgang manuell mit einem Rucksack durchgeführt wird. Dies entspricht einer Einsparung von 65 %.

Der Einsatz von Technologien wie Drohnen bietet den Landwirtinnen viele Vorteile:  

  • Sprühen in unwegsamem oder schwer zugänglichem Gelände
  • Verbesserung der Effizienz und Qualität der Ausbringung
  • Reduzierung des Verbrauchs von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln um 20 %, Senkung der Arbeitskosten und Verbesserung der Rentabilität der Ernte
  • Schutz der Gesundheit der Menschen, die auf den Feldern arbeiten, da sie den landwirtschaftlichen Betriebsmitteln nicht direkt ausgesetzt sind
  • Verringerung der Umweltbelastung und der Verschmutzung durch den gezielten Einsatz von landwirtschaftlichen Eingangsstoffen, der auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Kultur abgestimmt ist

Nachdem das Landwirtschaftsministerium die Drohne in Aktion gesehen hatte, nahm es diese Technologie in seine Innovationsstrategie für einige seiner Projekte zur Förderung der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion auf. Die Nachfrage nach dieser Drohnentechnologie ist bei Bauernorganisationen und Exportunternehmen weiter gestiegen.

Bei der sogenannten Präzisionslandwirtschaft werden Technologien wie die Drohnen eingesetzt, die es den Landwirten ermöglichen, genauere Entscheidungen zu treffen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Kosten zu senken, die Rentabilität der Pflanzenkulturen zu verbessern und die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, indem landwirtschaftliche Betriebsmittel gezielt und bedarfsgerecht eingesetzt werden. Da die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Hochland nur 200 mm pro Jahr beträgt, versprühen die Drohnen die Wirkstoffe mit sehr wenig Wasser, was angesichts der Wasserknappheit in dieser Region sehr wichtig ist.

Technologie auf dem Feld: eine Genderfrage

Yessica Yana, Boliviens erste Drohnenpilotin des indigenen Volks der Aymara

Aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen in Bolivien wandern viele Männer in die Städte ab. Dies hat zur Folge, dass Frauen und ältere Familienmitglieder, die zurückgeblieben sind, die Bewirtschaftung der Höfe übernehmen müssen. Diese Verlagerung hat dazu geführt, dass landwirtschaftliche Arbeitskräfte knapp und teurer geworden sind. Sie hat auch die Produktionskosten in die Höhe getrieben, insbesondere bei der Schädlingsbekämpfung und der Ernte von Quinoa. Diese Situation führt zu einer Reihe von Veränderungen in den Familien und in der Lebensweise der Menschen, da die Frauen mehr Zeit für die Landwirtschaft aufwenden müssen und weniger Zeit für familiäre Aufgaben und für ihre Rolle in der Gemeinschaft haben.

Ausserdem müssen die Bäuerinnen und Bauern aufgrund der Süsswasserknappheit Wasser über weite Strecken befördern. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Drohnen zur Schädlingsbekämpfung bis zu 80% des Wasserverbrauchs eingespart werden können. Diese Lösung mildert nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels, indem sie die Verfügbarkeit von Wasser erhöht, sondern verringert somit auch die Arbeitsbelastung von Frauen.

Inklusive Märkte: Unterstützung von Kleinbauern in Bolivien seit 2018

Das Projekt Inklusive Märkte zielt darauf ab, die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, die in der Land- und Viehwirtschaft tätig sind, insbesondere von Frauen und jungen Leuten. Diese Familien, die im Hochgebirge und in den Zwischentälern Boliviens leben, sind besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und mit Ernährungsunsicherheit konfrontiert.

Die Einführung eines Sprühdienstes via Drohne ergab sich aus der Notwendigkeit, eine geeignete Lösung mit einem gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu finden, die den klimatischen und arbeitstechnischen Einschränkungen der Region Rechnung trägt und gleichzeitig für die Kleinbauern erschwinglich ist. In fragilen Kontexten wie diesen sind Innovationen gefragt, die die wirtschaftliche, soziale und ökologische Widerstandsfähigkeit von Frauen und Männern stärken, wie dieses Beispiel zeigt.

Das Projekt Inklusive Märkte wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der schwedischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Sida) finanziert und von Swisscontact in Bolivien umgesetzt.

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Bolivien
Nachhaltige Landwirtschaft
Inklusive Märkte in Bolivien
Das Projekt «Inklusive Märkte» (IM) soll die Lebensbedingungen der Zielbevölkerung verbessern, indem sie zur Verringerung ihrer Armut beiträgt. Ziel ist es, das Einkommen, die Chancen und die Fähigkeiten der Zielbevölkerung zu erhöhen.IM wird in Bolivien mit Mitteln der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der...