Drei Handlungsfelder stehen im Mittelpunkt des Projekts:
Gemeinsam mit der Louis Dreyfus Company (LDC) und lokalen Teams in acht Kaffee produzierenden Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika entwickelt Swisscontact zurzeit einen Projektplan. Dabei werden Instrumente zur Analyse von Bauernnetzwerken angewendet, die bereits bei Swisscontact-Projekten in Indonesien und Marokko erfolgreich zum Einsatz kamen. Ziel ist, massgeschneiderte Interventionen für bestimmte Bauernsegmente zu entwickeln und die Übernahme von Best Practices und nachhaltigeren Produktionsstandards voranzutreiben.
Der Klimawandel stellt ein erhebliches Risiko für die Zukunft des Kaffeesektors dar, und seine Auswirkungen sind für die Branche bereits Realität. In den letzten zehn Jahren hat LDC aktiv mit lokalen Kaffeegemeinschaften in Asien, Afrika und Lateinamerika zusammengearbeitet und dabei aus erster Hand Einblicke in die Auswirkungen des Klimawandels gewonnen: unvorhersehbare Wettermuster und steigende Temperaturen.
In Indonesien haben unsere Agronomen, die mit Arabica-Bäuerinnen und -Bauern in der Provinz Nord-Sumatra zusammenarbeiten, beobachtet, dass die Bäuerinnen und Bauern im Tiefland von Arabica- auf Robusta-Kaffee umgestiegen sind, weil die steigenden Temperaturen sich negativ auf diese Kaffeepflanzen auswirken, die sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagieren. Die Umstellung von Arabica- auf Robusta-Kaffee führt zu Einkommensverlusten, da Arabica-Kaffee deutlich höhere Erträge bringt als Robusta-Kaffee.
Veränderte Wetterbedingungen begünstigen auch Schädlinge und Krankheiten, die die Kaffeepflanzen befallen, was zu geringeren Erträgen und einer schlechteren Qualität der Kaffeebohnen führt. Kleinbäuerinnen und -bauern, denen es oft an Ressourcen und Zugang zu Unterstützungssystemen mangelt, sind besonders anfällig für diese Herausforderungen.
Unvorhersehbare Wettermuster können zudem die traditionellen Erntezeiten stören, was sich auf die Verfügbarkeit von Kaffeebohnen für die Verarbeitung und den Export auswirkt und letztlich zu Marktinstabilität und Problemen in der Versorgungskette führt. Der ugandische Kaffeesektor litt 2022 besonders unter dieser Situation. Viele Kaffeeanbaugebiete im ganzen Land waren zwischen Juni und Ende des Jahres stark von Dürre betroffen, was zu einem deutlichen Rückgang der Exportmengen von Rohkaffeebohnen im Vergleich zu 2021 führte.
Diese Herausforderungen wirken sich auf die Rentabilität der Kaffeeplantagen aus und bedrohen die Existenzgrundlage der Bäuerinnen und Bauern, wodurch der Kaffeeanbau für die ländlichen Gemeinden in den historischen Kaffeeanbaugebieten an Attraktivität verliert. Ohne die Unterstützung dieser Gemeinschaften ist die weltweite Kaffeeversorgung stark gefährdet.
Als einer der weltweit führenden Kaffeehändler sind wir entschlossen, unseren Teil dazu beizutragen. Im Oktober 2022 haben wir die Stronger Coffee Initiative (SCI) ins Leben gerufen, um Verbindungen innerhalb der Kaffee-Wertschöpfungskette aufzubauen und in einen stärkeren Kaffeesektor zu investieren. Im Rahmen dieser Initiative arbeitet unser Team aus Agronomen, Feldtechnikerinnen und Forschungsexperten mit Partnern vor Ort zusammen, um den Bäuerinnen und Bauern zu helfen, die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen und Emissionen zu reduzieren, indem sie Lösungen einführen, die das ganze Jahr über erprobt sind.
In Asien und Afrika unterstützt LDC seit 2016 mehr als 20 000 Kleinbäuerinnen und -bauern in Vietnam, Indonesien, Uganda und Äthiopien bei der Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen.
Eine der geförderten Praktiken ist die Anpflanzung von Schattenbäumen auf den Kaffeeplantagen, die dazu beitragen, die Temperatur auf den Farmen zu regulieren, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten und die Bodenfruchtbarkeit und -struktur zu verbessern. Die Pflanzung zusätzlicher Bäume auf den Farmen trägt auch dazu bei, CO2 zu binden und zu speichern und so die mit der Kaffeeproduktion verbundenen Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Für Familien mit geringem Einkommen sind die Bäume auch eine zusätzliche Einkommensquelle, da sie Obst, Gemüse oder Holz liefern. Diese als Agroforstwirtschaft bezeichnete Praxis ist daher ein zentrales Element der drei Aktionssäulen der SCI: Wohlstand der Bauern, kohlenstoffarme Landwirtschaft und regenerative Landwirtschaft.
Ziel der SCI ist, bis 2027 das Einkommen von 30 000 Bäuerinnen und Bauern zu verbessern, die Produktion von 180 000 Tonnen zertifiziertem kohlenstoffarmem Kaffee zu fördern und gleichzeitig die Böden von 100 000 Hektar Kaffeeanbaufläche zu regenerieren.
Die erfolgreiche Umsetzung der Stronger Coffee Initiative erfordert Zusammenarbeit, um die positiven Ergebnisse zu maximieren. Unter dieser Prämisse arbeitet LDC seit 2019 mit Swisscontact zusammen. Ursprünglich konzentrierte sich die Partnerschaft auf Indonesien, um die Einführung guter landwirtschaftlicher Praktiken in einem Segment der Robusta-Lieferkette des LDC in Süd-Sumatra zu messen. Seither hat sich die Partnerschaft ausgeweitet, und LDC arbeitet nun mit Swisscontact zusammen, um einen umfassenden globalen Rahmen für Monitoring und Evaluation (M&E) zu entwickeln und seine operative Strategie für die SCI zu verbessern.
Die Förderung von Praktiken wie Agroforstwirtschaft, die mehrere Ziele verfolgen, erfordert einen robusten Rahmen, der in der Lage ist, Fortschritte bei der Erreichung mehrerer Ziele effektiv zu verfolgen. Da sich die Vorteile der Agroforstwirtschaft erst langfristig einstellen, ist ein umfassender M&E-Rahmen unabdingbar, um Veränderungen und Auswirkungen schrittweise zu verfolgen und schliesslich die langfristige Nachhaltigkeit der Massnahme nachzuweisen.
Die Daten, die durch rigoroses Monitoring und durch Evaluierung gewonnen werden, liefern nicht nur greifbare Beweise für eine bessere Entscheidungsfindung, sondern helfen uns auch, Strategien anzupassen, um sicherzustellen, dass die erwarteten Ergebnisse erreicht werden. Zudem erleichtern sie die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Da die SCI strategisch darauf ausgerichtet ist, gemeinsame Investitionen zu fördern, ist die Bereitstellung zuverlässiger und aussagekräftiger Daten für die Partner von entscheidender Bedeutung.
Durch die Nutzung der praktischen Erfahrungen und Kenntnisse von Swisscontact, die eng mit den lokalen Bauerngemeinschaften zusammenarbeitet, wird sichergestellt, dass die LDC-Verpflichtungen auf pragmatische und glaubwürdige Weise in greifbare Ergebnisse umgesetzt werden.