In Kolumbien herrschen grosse soziale Ungleichheiten und Einkommensunterschiede. Die Kakaobauernfamilien streben nach wirtschaftlichem Fortschritt – in einem Land, das sich aufgrund eines lang anhaltenden bewaffneten Konflikts in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht nur langsam weiterentwickelt. Diese Umstände bestimmen das Leben von Tausenden Familien in ländlichen Gebieten.
In Kolumbien werden Frauen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt in vielerlei Hinsicht benachteiligt: Sie sind oft im informellen Sektor tätig und mit höherer Arbeitslosigkeit konfrontiert als die Männer. Hinzu kommt, dass Haushalt und Kinderbetreuung mehrheitlich auf ihren Schultern lasten. Dies hindert sie an einem beruflichen Aufstieg und schränkt ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit massiv ein. Vor allem in ländlichen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Frauen finanziell abhängig sind.1 Die vier porträtierten Unternehmerinnen wurden trotz dieser Geschlechterstereotypen und kultureller Normen zu Vorbildern – sowohl für ihre Familie als auch für ihre Gemeinschaft.
Swisscontact arbeitet seit 2020 mit kolumbianischen Kakao-Organisationen zusammen, um die Qualität und die Wertschöpfung zu optimieren und die Gleichberechtigung zu fördern. Durch das Projekt «Kolumbianischer Spezialkakao für den Schweizer Nachhaltigkeitsmarkt (Cacao+Sostenible)» werden Innovationen und Dienstleistungen gefördert, um langfristige Geschäftsbeziehungen zwischen Bäuerinnen und Bauern und Verbrauchern aufzubauen. Im Rahmen des Projekts wird die Beteiligung von Frauen an der Entscheidungsfindung in den Produktions- und Verwaltungsprozessen innerhalb der Bauernorganisationen vorangetrieben, ebenso wie die Anwendung bewährter klimafreundlicher Landwirtschaftspraktiken. Das Projekt der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao wird kofinanziert vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und umgesetzt von Swisscontact und der Pakka Foundation.
Seit zehn Jahren leitet Sandra Palacios die Kakao-Kooperative Cooagronevada. Als Mitgründerin spielt sie eine zentrale Rolle für den Lebensunterhalt der 28 Bauern und 22 Bäuerinnen, die der Organisation angehören. Sie ist Landfrau, Bäuerin und heute führend in der Vermarktung von Kakao und Kaffee. Ihr Charisma, ihr Talent und ihre Beharrlichkeit haben sie zu einem Vorbild für viele Frauen in ihrem Umfeld gemacht.
«Nichts ist einfach, besonders für uns Frauen. Wir haben Angst vor dem Versagen. Wir müssen die Mädchen von klein auf ermutigen, ihre Meinung zu äussern und Vorschläge anzubringen.»
Als Mitgründerin des 2016 entstandenen Unternehmerinnenverbands Maecitas trägt Luz Marina Ospina Orrego zum Betrieb und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Verbands bei. Luz Marina begleitet derzeit die Verarbeitungsprozesse und die Qualitätskontrolle von Kakao, von der Gärung bis zur Trocknung. Sie hilft anderen Frauen, ihre Ziele zu erreichen. Dies ist ihre Art, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Denn gestärkte Unternehmerinnen tragen nicht nur zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei, sondern auch zur Veränderung der gesellschaftlichen Normen.
«Kakao ist nicht nur ein Mittel zur Einkommenserzielung, sondern auch eine Art und Weise, mit der Welt und mit anderen in Beziehung zu treten. Die Kakaobohne ist wie ein Familienband, ein emotionales Gefäss.»
In der Region Tumaco im Südwesten Kolumbiens leben Mutter und Tochter Nury und Lizeth Mindineros – beide Mitglieder der Kooperative Cortepaz. Die Mitgliedschaft ermöglichte es Nury, ihr Haushaltseinkommen zu verbessern und durch Ausbildung und Wissensaustausch zu erlernen, wie man Kakao für den Verkauf auf dem Markt behandelt und verarbeitet. Nury ist nun verantwortlich für die Auswahl des Kakaos, der in die Schweiz exportiert wird. Durch ihr Engagement trägt sie dazu bei, ihre Gemeinschaft und ihre Traditionen am Leben zu erhalten.
«Der Kakao ist unsere Lebensgrundlage. Er eröffnet den jungen Gemeindemitgliedern Möglichkeiten.» – Nury Mindineros
Rosa Peralta unterstützt Kakaoproduzentinnen wie Nury Mindineros bei der Bio-Zertifizierung. Da sie auf den Kakaofeldern aufgewachsen ist, war das landwirtschaftliche Know-how die Grundlage für ihre Ausbildung. Seit 2019 in der Kooperative, begann sie die Kreuzung der Pflanzenklone von Cortepaz zu erforschen und ist glücklich, in ihrem Wissensgebiet arbeiten zu können. Sie nimmt aktiv an Veranstaltungen zur Erhaltung der Afrokultur und des Unternehmertums teil, wie z. B. dem Glücksfestival und dem Schokoladenfestival von Tumaco.
«Ich möchte die Mädchen und Frauen ermutigen, weiterhin für ihre Träume zu kämpfen, damit sie ihre Ausbildung fortsetzen und ihre Ziele erreichen können.»
[1] UN Women, Nationale Verwaltungsabteilung für Statistik, Präsidialrat für die Gleichstellung von Frauen, 2020: «Frauen und Männer: Geschlechtsspezifische Unterschiede in Kolumbien».