Die Region Béni Mellal-Khénifra war lange Zeit von der Aussenwelt abgeschnitten, was massgeblich dazu beitrug, dass ihre Umwelt weitgehend intakt blieb. Heute ist sie dank dem Ausbau der Strasseninfrastruktur leichter zugänglich – und daher auch anfälliger für negative menschliche Einflüsse. Es besteht die Gefahr, dass die landschaftlichen Schätze durch missbräuchliche Nutzung oder voreilige Spekulationsaktionen geschädigt werden. Damit die Region geschützt und aufgewertet werden kann, ist nun besondere Wachsamkeit nötig.
Die Erwartungen der Tourist:innen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, was dazu führte, dass Tourismusanbieter:innen heute auf die Bedürfnisse einer heterogeneren, besser informierten und anspruchsvolleren Klientel eingehen müssen, die nach sozialem und ökologischem Engagement verlangt.
Die Integration der internationalen Nachhaltigkeitskriterien des GSTC erfüllt diese Erwartungen in vielerlei Hinsicht und wird durchwegs positive Auswirkungen auf den Tourismussektor haben – das Reiseziel Béni Mellal-Khénifra wird eine stärkere nationale und internationale Nachfrage erfahren. Die Effekte lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen:
Die Region verfolgt einen pragmatischen Ansatz, der darauf basiert, die lokale Bevölkerung, die lokalen Unternehmen und die öffentlichen und privaten Akteur:innen anzuhören und gemeinsam geeignete Massnahmen zu beschliessen, die breit abgestützt sind und deshalb effizient umgesetzt werden können.
Für Hotellerie und Restauration stehen Wassereinsparungen, Energieeffizienz, nachhaltiges Abfallmanagement und die landschaftliche Integration (z. B. Rücksicht auf die lokale Architektur, Verwendung lokaler Materialien) im Vordergrund.
Zurzeit geht es darum, die Anbieter:innen von Unterkünften darin zu unterstützen, ein erhöhtes Bewusstsein für die Hygiene und die damit verbundene Sicherheit von Angestellten und Gästen (der gesundheitspolitische Kontext verpflichtet) sowie für die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dies erfolgt mit geeigneten Instrumenten und Schulungen, die es ermöglichen, einerseits die Leistung zu messen und zu verbessern sowie die Kosten zu senken und andererseits potenziellen Kund:innen eine positive Botschaft zu vermitteln.
Im Rahmen des Programms «Nachhaltiger Tourismus Schweiz-Marokko» wurden bereits verschiedene Aktivitäten vorangetrieben. So wird beispielsweise Fachwissen zwischen den verschiedenen Akteur:innen weitergegeben, und die touristischen Leistungen und ihre Nachhaltigkeit haben sich bereits verbessert. Das zeigt sich insbesondere in der Qualität der 40 Gasthäuser, die unter Berücksichtigung der GSTC-Kriterien saniert werden (6 Unterkünfte wurden bereits renoviert, 34 weitere folgen in einer zweiten Phase).
Die Pilotunterkünfte in Béni Mellal werden mehrheitlich von Frauen geführt (Beachtung des Gender-Ansatzes) und sind gleichzeitig Lebensräume für die Gastfamilien (Beitrag zur sozialen Entfaltung). Dies trägt dazu bei, den Menschen in der Region eine kommerzielle und soziale Zukunft zu sichern.
Kleinstunternehmen in der Region, die landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte herstellen, werden in Zukunft begleitet und unterstützt, indem sie sich Kompetenzen für die erfolgreiche touristische Vermarktung ihrer Produkte aneignen können.
Weitere Sensibilisierungsmassnahmen richten sich auch an andere Akteur:innen in der Wertschöpfungskette, z. B. Naturführer:innen und Reisebüros. Ziel ist, dass diese Dienstleister:innen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit die Nachhaltigkeit als Kommunikations- und Verkaufsargument nutzen.
Die Entscheidungen im Tourismussektor werden auf mehreren Ebenen getroffen: national, regional und lokal. Dies erschwert die Umsetzung von Aktionsplänen vor Ort, insbesondere den Einbezug von sozialen und ökologischen Aspekten. Dank einer schrittweisen Konsolidierung von verschiedenen Initiativen besteht heute ein Grundkonzept, das weit verbreitet und lokal abgestützt ist. Ziel ist, damit die Grundlagen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung zu schaffen und die Region auf nationaler und internationaler Ebene als Flaggschiff im Tourismus zu etablieren.
Zunächst geht es darum, eine Koordinationsplattform für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus zu etablieren. Dabei werden alle Interessengruppen in eine gemeinsame Vision und einen ehrgeizigen, aber realisierbaren Aktionsplan eingebunden und verpflichtet. Dies erfolgt mittels eines partizipativen Modus und eines Bottom-up-Ansatzes.