Zentralamerika:
Neue Chancen für rückkehrende Migrantinnen und Migranten 

Zentralamerika erlebt zurzeit eine der grössten humanitären Krisen seiner Geschichte: Tausende Menschen fliehen vor Armut, Gewalt und fehlenden Zukunftsaussichten Richtung Norden. Gleichzeitig kehrten im Jahr 2020 über 90 000 Personen aus den USA und Mexiko in ihre Herkunftsländer zurück, viele von ihnen waren ausgewiesen worden. Swisscontact setzt sich seit 2016 mit dem Projekt «Nuevas Oportunidades» für die wirtschaftliche und soziale Wiedereingliederung dieser Rückkehrenden ein.

Nach ihrer Rückkehr werden die Migrantinnen und Migranten oftmals stigmatisiert, und von ihren Landsleuten als Versager oder gar Kriminelle angesehen, egal ob die Rückkehr freiwillig oder erzwungen war. Sie haben Schwierigkeiten, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zudem werden ihre Fähigkeiten, die sie während der Zeit im Ausland erworben haben, nicht anerkannt. Gleichzeitig besteht in den wachsenden Wirtschaftssektoren wie dem Bauwesen oder dem Tourismus ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die lokalen Unternehmen haben erkannt, dass sie von den Kompetenzen der Rückkehrenden profitieren können.

Qualifikationsnachweis als Schlüssel zum Arbeitsmarkt

Die Zertifizierung der Fähigkeiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit praktischer Arbeitserfahrung erleichtert die Eingliederung in die Wirtschaft und deckt gleichzeitig den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in neuen und wachsenden Branchen.

Dass kein System existiert, welches die im Ausland erworbenen Qualifikationen und Fähigkeiten bescheinigt, ist eines der grössten Hindernisse für die Rückkehrenden. Das Projekt setzt deshalb auf die Zertifizierung von Arbeitserfahrungen, die oftmals den ersehnten Einstieg in die Arbeitswelt bedeuten. Dies ist auch im Interesse der Unternehmen, die das Projekt entsprechend unterstützen. Sie profitieren, da die neuen Mitarbeitenden über umfassendes Wissen aus der nordamerikanischen Wirtschaft verfügen, welches ihnen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit sehr zugute kommt. Gleichzeitig wird die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Abwanderung minimiert, wenn die Rückkehrenden eine Arbeit finden oder sich selbstständig machen.

Soziale Eingliederung für ein besseres Leben

Die gesellschaftliche Stigmatisierung macht diese Menschen besonders verwundbar. Deshalb ist es entscheidend, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und sie mit entsprechenden Massnahmen zu begleiten. Sie sollen befähigt werden, ihre wirtschaftliche und soziale Wiedereingliederung an die Hand zu nehmen und eine aktive Rolle in ihren Gemeinschaften zu spielen. Verschiedene Initiativen des Projekts unterstützen und stärken ihre persönlichen Kompetenzen, beispielsweise im Bereich Konfliktmanagement und -lösung oder auch bezüglich Auftreten und Selbstvertrauen.

Marktzugang dank Partnerschaften

Swisscontact arbeitet in Zentralamerika seit Langem mit dem Privatsektor zusammen mit dem Ziel, Menschen in prekären Verhältnissen den Marktzugang zu erleichtern. Dies geschieht einerseits durch die Förderung der technischen Ausbildung, andererseits durch Allianzen mit Partnern aus dem staatlichen und dem unternehmerischen Bereich. Die Dienstleistungen umfassen eine breite Palette an Unterstützung und reichen von der Arbeitsvermittlung über den Zugang zu Startkapital oder Coaching bis hin zur Begleitung beim Aufbau oder der Ausweitung eines Geschäftsmodells.

 

 

Resultate

Durch das Projekt «Nuevas Oportunidades» konnten bisher 417 Rückkehrende in El Salvador und Guatemala zertifiziert werden. 62 Prozent der zertifizierten Migrantinnen und Migranten wurde die Eingliederung in den Arbeitsmarkt erleichtert und ihr durchschnittliches Monatseinkommen erhöhte sich von 260 auf 875 US-Dollar. Darüber hinaus hat das Projekt die Gründung von 44 Unternehmen mit einem durchschnittlichen Monatsumsatz von 950 US-Dollar und die Schaffung von 144 Arbeitsplätzen ermöglicht.

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