Neben Tourismus und Landwirtschaft sind Bau und Infrastruktur die wichtigsten Wachstumssektoren in Kenia. Gerade im Bausektor fehlt es an gut ausgebildeten Fachkräften, zum Beispiel im Bereich Elektro- und Sanitärinstallation. Da die Industrie fast nicht in die Entwicklung von Ausbildung und Lehrplänen eingebunden ist, sind die Ausbildungszentren nur begrenzt in der Lage, ihr Angebot den Bedürfnissen des Markts anzupassen. Darüber hinaus fehlt es den Ausbildnern an pädagogischen Kompetenzen und praktischer Berufserfahrung, um eine relevante Wissensvermittlung zu garantieren.
Gemeinsam mit kenianischen Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen aus dem Bausektor wurden die bestehenden Qualifikationslücken identifiziert, das duale Ausbildungsmodell für Kenia konzipiert und neue Lehrpläne entwickelt.
Ein besonderes Anliegen des Projektes ist es, die führenden lokalen Unternehmen aus den Bereichen Sanitär- und Elektrotechnik mit an Bord zu haben, denn letztlich sollen die Ausbildungsgänge ihren eigenen Bedarf an Fachkräften decken.
Swisscontact sorgt dafür, dass zwischen der Schweiz und Kenia ein umfassender Wissenstransfer stattfindet. Schweizer Fachexperten – sowohl für die praktische als auch die schulische Berufsbildung – schulen vor Ort die Mitarbeitenden von Bildungseinrichtungen und lokalen Unternehmen. Sie erarbeiten an den lokalen Kontext angepasste Lehrmittel und Lehrpläne und unterstützten die Planung und Einrichtung der Ausbildungswerkstätten.
Bei der Erarbeitung der Lehrpläne und der Schulung von Ausbildnerinnen und Ausbildnern wurde der Schweizer «Goldstandard» – so nannte das US-Bildungsinstitut NCEE (National Center on Education and the Economy) die Schweizer Berufslehre in einem Bericht – angewandt und anschliessend an den kenianischen Kontext angepasst. Dazu beigetragen haben Expertinnen und Experten aus Bildungseinrichtungen wie der Baugewerblichen Berufsschule Zürich und der Elektrofachschule St. Gallen. Eine wichtige Rolle in Sachen Wissenstransfer nahm der Sanitärtechnikkonzern Geberit ein.
Das Projekt richtet sich an junge Frauen und Männer über 18 Jahre – das gesetzliche Mindestalter für die Lehrlingsausbildung –, die über einen Schulabschluss und ein einjähriges Handwerkszeugnis oder eine gleichwertige Ausbildung verfügen. Ziel ist, diesen jungen Menschen das theoretische und praktische Rüstzeug zu vermitteln, damit sie anschliessend als fachlich und sozial kompetente Fachleute für Elektro- und Sanitärinstallationen ein Einkommen erwirtschaften können.
90 hochmotivierte Auszubildende aus einem Pool von 2000 potenziellen Lernenden erhielten eine Lehrstelle, davon 44 Sanitärfachleute und 46 Elektrotechnikerinnen und Elektrotechniker.
In den ersten Wochen erhielten die Auszubildenden Einführungsschulungen in den Bereichen Elektro- und Sanitärhandwerk, Gesundheits- und Sicherheitsschulungen sowie Schulungen zu Sozialkompetenzen.
Das Projekt wird es dem Eastlands College of Technology und dem Don Bosco Town Technical Institute ermöglichen, Werkstätten zu bauen, die mit Werkzeugen von Hilti und Geberit ausgestattet sind. Dort können die Lernenden ihre erlernten Kenntnisse praktisch anwenden und üben. Die provisorischen Werkstätten an den Schulen wurden bereits eingerichtet.
Die betrieblichen Ausbildnerinnen und Mentoren der Lernenden wurden geschult. Sie spielen eine wichtige Rolle im Betrieb, da es an ihnen liegt, die jungen Leute am Arbeitsplatz zu unterstützen und auf ihrem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss zu coachen.
Mittels einer Veranstaltung zwischen der kenianischen Ausbildungsbehörde (National Industrial Training Authority, NITA) und beteiligten Unternehmen aus dem Privatsektor gelang ein wichtiger Brückenschlag. Es konnte eine Plattform lanciert werden, auf der Unternehmen einen Antrag als Ausbildungsbetrieb stellen können. Die Firmen bezahlen den Lernenden einen einheitlichen Lehrlingslohn, und es wird angestrebt, dass die Betriebe für jeden Auszubildenden und jede Auszubildende von der NITA einen Unterstützungsbeitrag erhalten.
Erste Werkzeuge für die Sanitär- und Elektrowerkstätten von Hilti und Geberit konnten übergeben werden. Die professionelle Ausrüstung der Werkstätten ist ein Schlüsselelement für eine qualitativ hochwertige Ausbildung, damit die Auszubildenden lernen, kompetent mit Werkzeugen zu arbeiten, die es noch nicht in jedem Lehrbetrieb gibt.
Das Projekt ist finanziert von der Hilti Foundation. Es ist Teil von Swisscontact’s Entwicklungsprogramm, welches von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA kofinanziert wird.