Projekt-Reise 2012 - 2023

Die Region der Grossen Seen ist eine der am dichtesten besiedelten und am wenigsten urbanisierten Regionen auf dem afrikanischen Kontinent. In Ruanda, Burundi und im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo bildet die Subsistenzlandwirtschaft nach wie vor das Rückgrat der Wirtschaft und beschäftigt den Grossteil der Arbeitskräfte. Gleichzeitig sind sich die Regierungen darüber im Klaren, dass für die wirtschaftliche Entwicklung auch erhebliche Investitionen in nicht landwirtschaftliche Aktivitäten notwendig sind, um Beschäftigung und Einkommen zu steigern.
Die Regierungen der drei Länder haben die Entwicklung von Kompetenzen zu einer ihrer wichtigsten nationalen Prioritäten erklärt und legen besonderen Fokus auf die berufliche Aus- und Weiterbildung – denn der Aufbau eines nachfrageorientierten, flexiblen, integrierten und qualitativ hochwertigen Berufsbildungssystems ist von entscheidender Bedeutung für ein schnelles Wirtschaftswachstum, eine gerechte Einkommensverteilung und die Entwicklung einer gesunden Wirtschaft.

Die Entwicklung von Qualifikationen und die Förderung der Beschäftigung sind zentral für die Verwirklichung der ruandischen «Vision 2050», die auf die Verbesserung der Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger abzielt. Um die Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften zu decken, liegt der Schwerpunkt auf der technischen und beruflichen Bildung (TVET), die den Menschen die praktischen Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt, die sie in verschiedenen Berufen und auf dem sich entwickelnden Arbeitsmarkt benötigen. Wirksame Systeme der beruflichen Aus- und Weiterbildung – insbesondere solche, die das Lernen am Arbeitsplatz einbeziehen – erleichtern den Übergang junger Menschen in die Arbeitswelt, verringern die Arbeitslosigkeit und fördern die wirtschaftliche Entwicklung. Die berufliche Aus- und Weiterbildung ist ein wirksames Instrument zur Befähigung der einzelnen Personen, das sie in die Lage versetzt, soziale und berufliche Chancen zu nutzen. Ausserdem steigert sie die Produktivität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Unternehmen.

Die TVET muss auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Sektoren und von Menschen mit unterschiedlichem sozioökonomischem und akademischem Hintergrund zugeschnitten sein. Dazu gehören Menschen mit einer Basis-Grundbildung und ebenso Menschen mit einer Ausbildung im informellen Sektor. Die Berufsbildung soll den gleichberechtigten Zugang für Männer und Frauen sowie für benachteiligte Gruppen gewährleisten und trägt entscheidend dazu bei, menschenwürdige Arbeit und ein sozial nachhaltiges und gerechtes Wachstum zu fördern.

Für industrielles und wirtschaftliches Wachstum sind gut ausgebildete Arbeitskräfte unerlässlich. Die Zusammenarbeit zwischen der Berufsbildung und dem privaten Sektor ist entscheidend, um technische und unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern. 

Das Programm PROMOST (Promoting Market-Oriented Skills Training and Employment Creation) fördert seit 2012 marktorientierte Qualifizierungsmassnahmen in der Region der Grossen Seen und stützt sich dabei auf die langjährige Erfahrung von Swisscontact in der Berufsbildung. Das Programm startete in Ruanda und wurde 2016 auf Burundi und den Osten der DR Kongo ausgeweitet. Zu den Einsatzgebieten gehören die Distrikte der Westprovinz in Ruanda, sichere ländliche Gebiete in der Nähe von Bukavu in der DR Kongo und die Provinz Kayanza in Burundi.

PROMOST verfolgt einen ganzheitlichen und integrierten Ansatz mit dem übergeordneten Ziel, die Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten der ländlichen Bevölkerung durch Berufsbildung zu verbessern. Es richtet sich insbesondere an die wachsende Zahl junger Menschen, die ihre Grundbildung abgeschlossen haben, um ihnen weitere Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zu eröffnen und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern.

PROMOST hat eine Laufzeit von 12 Jahren und endete in Ruanda im Jahr 2023. Die Aktivitäten in der DR Kongo und in Burundi werden im Jahr 2025 abgeschlossen sein.

 

 

Der Projektverlauf

Zu Beginn konzentrierte sich das Projekt auf den Aufbau institutioneller Kapazitäten (in der Western Province von Ruanda) und darauf, die Effektivität der Ausbildung zu erhöhen, indem Zugänglichkeit, Qualität und Relevanz verbessert werden. Gleichzeitig wurden die institutionellen und organisatorischen Kapazitäten der wichtigsten Akteure gestärkt und die nationale und regionale Harmonisierung von Lehrplänen, Prüfungen und Zertifizierungen gefördert. Mehr

Projektansätze und Prinzipien

Angebots- und nachfrageorientierter Ansatz 
Seit Beginn konzentriert sich PROMOST sowohl auf die Angebots- als auch auf die Nachfrageseite: Zu den Massnahmen auf der Angebotsseite gehörten die Verbesserung des Zugangs, z. B. durch den Bau und die Ausstattung von Berufsbildungseinrichtungen, die Entwicklung von Lehrplänen, die den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen, die Ausbildung von betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbildnern an Berufsschulen, in einigen Fällen die Ausstattung von Partnerunternehmen und die Renovation ihrer Werkstätten sowie der Aufbau institutioneller Kapazitäten. Mehr

Marktorientierte Ausbildungen

Kurzzeit-Ausbildungen 
Duale Berufsbildung
Anerkennung des früheren Lernens

Resultate

Das PROMOST-Projekt in der Region der Grossen Seen hat beachtliche Erfolge erzielt, indem es 19 037 unterprivilegierte Personen aus gefährdeten Gruppen erreicht hat (Zielvorgabe 12 650), wobei der Frauenanteil bei bemerkenswerten 40 Prozent lag.

Von den Absolventinnen und Absolventen konnten 8832 eine Anstellung finden oder ein eigenes Unternehmen gründen, was einer durchschnittlichen Beschäftigungsquote von 51 Prozent entspricht. Der Anstieg des monatlichen Einkommens der Begünstigten in Ruanda in Höhe von RWF 72 853 (CHF 52.50) ist ein greifbares Mass für die wirtschaftliche Wirkung.

Darüber hinaus wurden im Rahmen des Programms insgesamt 78 Kleinstausbildungsbetriebe ausgestattet, davon 32 in der DR Kongo, 8 in Burundi und der Rest in Ruanda. 

Ausblick: Institutionalisierung des dualen Ausbildungssystems

Ein duales Ausbildungssystem erfordert die Entwicklung von Konzepten und Strategien, die mit der Zeit wachsen. Wie das ruandische duale Ausbildungsmodell, das von den Berufsbildungseinrichtungen vorangetrieben wird, zeigt, kann es sinnvoll sein, dass sich die Berufsbildungseinrichtungen auf die Entwicklung und Erprobung dualer Ausbildungsprogramme mit nur einem oder zwei Sektoren konzentrieren. Dies könnte mit Spezialisierungen abgestimmt werden, z. B. durch die «Centres of Excellence», die die ruandische Regierung einrichten möchte.

Dieser Ansatz hat sich in Kenia bewährt, wo duale Ausbildungsmodelle (mit TVET-Einrichtungen als Trägern) und duale Lehrlingsausbildungsmodelle (unter der Regie der Privatwirtschaft) erprobt werden.

Ruanda ist nicht das einzige Land, in dem die Debatte darüber geführt wird, ob die duale Ausbildung durch den Bildungs- oder den Privatsektor bzw. die Berufsverbände geregelt werden sollte. Aus der Analyse und den Gesprächen mit den wichtigsten Akteurinnen und Akteuren geht jedoch hervor, dass der Privatsektor nicht die volle Verantwortung für ein «schweizerisches» duales System übernehmen kann. Diese Beobachtung gilt auch für andere Länder mit einem vergleichbaren sozioökonomischen Entwicklungsstand.

Daher ist die Entscheidung, dass das duale Ausbildungsprogramm institutionalisiert wird, realistisch, sollte aber mit der Verpflichtung einhergehen, den Privatsektor als gleichberechtigten Partner aufzunehmen und zu integrieren.

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