Digitalisierung, die vierte industrielle Revolution

Alessia Evi, Advisor for Digitalisation in Skills Development23.09.2024
Seit 2016 befinden wir uns mitten in der vierten industriellen Revolution. Während digitale Technologien zunehmend Einzug in die Arbeitswelt halten, entsteht eine hohe Nachfrage nach digitalen Kompetenzen, die der Arbeitsmarkt nicht decken kann. Diese Diskrepanz verstärkt die allgemeine Ungleichheit und führt zu einer Umgestaltung des Arbeitsmarkts. Die Covid-19-Pandemie beschleunigte die Veränderungen durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen und die Störung traditioneller Dienstleistungen zusätzlich. Bis 2030 werden etwa 3,3 Millionen Jobs wegfallen, weshalb der Erwerb digitaler Kompetenzen weltweit entscheidend ist für die wirtschaftliche Transformation (ILO, 2024). Swisscontact unterstützt Entwicklungs- und Schwellenländern auf diesem Weg.

Schaffen wir es nicht, den technologischen Fortschritt und die digitalen Innovationen anzunehmen, werden wir die Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bis 2030 nicht erreichen können. Die strategische Zusammenarbeit hat einen grossen Innovationsbedarf. Um den digitalen Wandel effizient voranzutreiben, braucht es neue Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Sektoren der Geber- und der Entwicklungsländer, die gemeinsam Herausforderungen identifizieren und Lösungen entwickeln. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt Innova in Guatemala, mit dem Swisscontact eine Zusammenarbeit zwischen Stakeholdern des Privatsektors und einer auf Technologie spezialisierten Bildungseinrichtung lanciert hat. Dies führte zur Entwicklung technischer Zertifizierungsnormen, die mit der Marktnachfrage übereinstimmen.

Digitale Lösungen zur Armutsbekämpfung – Swisscontact-Veranstaltung bei Google Zürich am 4.11.2024

Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) soziale und wirtschaftliche Systeme zum Besseren verändern? Erfahren Sie dies und mehr bei unserer Vor-Ort-Veranstaltung am 4. November 2024 um 17.30 Uhr bei Google Zürich, Schweiz.

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Mehr als nur neue Technologien

Die Internationale Arbeitskonferenz (ILO, 2024) definiert Digitalisierung als die «Anwendung digitaler Technologien und somit digitalisierter Informationen oder Daten in Wirtschaft und Gesellschaft». Sie wurde als kritisches Instrument für die Erneuerung, die Vereinfachung und die Verbesserung der Entwicklungspolitik beschrieben. Neue Technologien können als Katalysatoren für die Entwicklung, den gesellschaftlichen Wandel und die Inklusion dienen. Diese mächtige Kombination aus Digitalisierung und neuen Technologien kann dazu beitragen, die SDGs zu erreichen, und schnelleres, inklusiveres Wachstum fördern. Für die erfolgreiche Umsetzung braucht es jedoch mehr als nur die Einführung neuer Technologien. Der 2016 von der Weltbank veröffentlichte Bericht zu digitalen Dividenden betonte, dass der Besitz von technischen Lösungen allein nicht zu Entwicklung führt. Sowohl unterstützende Strukturen als auch ein Bildungssystem, das jede und jeden Einzelnen auf das moderne Arbeitsleben und die globale digitale Wirtschaft vorbereitet, sind von grösster Bedeutung.

Eine Chance der Digitalisierung ist ihr Potenzial, Gesellschaften tiefgreifend zu verändern, indem sie die Transparenz verstärkt. Sie verbessert insbesondere für marginalisierte Gruppen den Zugang zu Informationen. Die Digitalisierung schafft neue Geschäftsmodelle und Marktchancen, die vor allem Frauen und Mädchen zugutekommen, indem ihr Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt erweitert wird. Mobile Technologien bieten marginalisierten Gemeinschaften Zugang zu Finanzdienstleistungen, wodurch Einzelpersonen die Möglichkeit erhalten, Stellen zu schaffen und in ihre Zukunft zu investieren. Nicht zuletzt liefern digitale Instrumente landwirtschaftliche Expertise, die Landwirtinnen und Landwirten beim Umgang mit dem Klimawandel hilft.  

Die Bereitstellung von Damenbinden durch einen Automaten verbessert die Menstruationsgesundheit von Schülerinnen an der Baikari Union High School, Bangladesch.

Die Digitalisierung bringt jedoch auch Herausforderungen und Risiken mit sich. Ihr Erfolg ist nur möglich, wenn wichtige Voraussetzungen wie Infrastruktur, verlässlicher Internetzugang, Elektrizität und stabile Investitionsbedingungen erfüllt sind. Andernfalls könnte die Digitalisierung die Ungleichheit noch verstärken.  

Menschenzentrierte Digitalisierung

Digitalisierung ist also kein Selbstzweck, sondern kann ein mächtiger Katalysator sein, um die SDGs zu erreichen und Veränderungen in Entwicklungsländern anzukurbeln. Mit einem menschzentrierten Ansatz können wir sicherstellen, dass die Technologie Inklusion fördert. Durch die Zusammenarbeit mehrerer Stakeholder werden verschiedene Perspektiven und Ressourcen einbezogen, was die Art von Innovation antreibt, die mit der Vision von Swisscontact für nachhaltige Entwicklung in Einklang steht.

Eine Frau bezieht mit einer Smartcard Wasser am Wasser-Automaten in Satkhira, Bangladesch

Lesen Sie unsere Projektberichte und erfahren Sie,

Stories

Bangladesch
Unternehmerische Ökosysteme, Weiterbildung und Umschulung
23.09.2024
Bangladesch: Digitalisierung im Aufschwung
In den letzten Jahren hat die Digitalisierung in Bangladesch insbesondere in den Bereichen Infrastrukturmodernisierung, Bereitstellung von Dienstleistungen und Förderung von Innovationen einen bemerkenswerten Aufschwung erfahren. Dabei engagiert sich Swisscontact für inklusive Digitalisierung und stellt damit sicher, dass marginalisierte Gruppen, darunter Frauen und junge Menschen, den gleichen Zugang zu digitalen Lösungen erhalten. Zwei Projektbeispiele zeigen auf, wie die digitale Transformation in Bangladesch einen bedeutenden und nachhaltigen Systemwandel bewirkt.
Senegal
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23.09.2024
Digitale Transformation in Senegal: Eine neue Ära für die Berufsausbildung
Die Berufsausbildung in Senegal steht seit Langem vor Herausforderungen. Dazu gehören unter anderem Kommunikationslücken und ein traditioneller Ansatz, der oftmals nicht den sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarkts entspricht. Als Reaktion darauf wurde eine Serie von Podcasts lanciert, die digitale Plattformen nutzen, um diese Lücken zu schliessen und zentrale Themen wie die duale Berufsausbildung, die Integration von Jugendlichen in handwerkliche Berufe und die Förderung der landwirtschaftlichen Ausbildung anzusprechen.  
Nepal
Nachhaltige Landwirtschaft
23.09.2024
Digitaler Umbruch in Nepals Landwirtschaft: Die Erfolgsgeschichte zweier Agrarunternehmen
Die digitale Entwicklung verändert die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie weltweit. Sie beeinflusst die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, verarbeiten, verkaufen und konsumieren. Swisscontact hat dieses Potenzial erkannt und unterstützt kleine und mittelgrosse Landwirtschaftsbetriebe in Nepal dabei, ihr Lieferkettenmanagement zu verbessern und digitale Tools einzusetzen, um ihre Prozesse zu modernisieren.
Guatemala
Arbeitsmarktintegration
23.09.2024
Mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt dank praxisnaher Ausbildung und Zertifizierung
Im Rahmen des Projekts «Innova» von Swisscontact wurden in Guatemala zwei Normen für die Berufsausbildung im Bereich der Softwareentwicklung geschaffen. Sie bilden die Grundlage für eine praxisbezogene Ausbildung und eine marktgerechte Zertifizierung von Arbeitskompetenzen und damit für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt. Der gesamte Ausbildungs- und Zertifizierungsprozess wird online abgewickelt. 
Honduras
Nachhaltige Landwirtschaft
11.03.2024
Messung des CO2-Fussabdrucks mit dem Cool Farm Tool
Im Rahmen eines Pilotprojekts in der Region El Paraíso in Honduras werden Mitarbeitende in der Landwirtschaft darin geschult, den CO2-Fussabdruck von Kaffee-, Kakao- und Viehzuchtbetrieben mit dem Cool Farm Tool zu berechnen. Diese Initiative ist in El Paraíso von grosser Bedeutung, da die Landwirtschaft eine zentrale Rolle für die lokale Wirtschaft und die Nachhaltigkeit der Region spielt.